BUND Umweltzentrum Ortenau

Aktionsbündnis Gentechnikfreie Ortenau

Initiative für gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittel

Aktionsbündnis des BUND-Kreisverband Ortenau in Zusammenarbeit mit Kiebitz e.V., Ökologische Verbrauchergemeinschaft Kinzigtal

„Gentechnikfreie Ortenau“ – was genau heißt das?

In Deutschland gibt es bereits zahlreiche Initiativen, die sich für eine gentechnikfreie Flächennutzung und Lebensmittelerzeugung einsetzen. Meist ist das Ziel die Ausrufung einer „Gentechnikfreien Region“ (GFR). Diese bezeichnet ein Gebiet, in dem die Eigentümer, Nutzer und Bewirtschafter gemäß einer Selbstverpflichtung wissentlich keine gentechnisch veränderten Organismen (GVO) anbauen und auch im Bereich der Tierhaltung keine GVO-haltigen Futtermittel einsetzen. Auch die Ortenau soll eine gentechnikfreie Region werden.

Auch Privatpersonen, Kommunen, kirchliche Organisationen oder Landkreise können Erklärungen einer gentechnikfreien Region unterzeichnen und damit bestätigen, dass sie keine Gentechnik in der Landwirtschaft, in Ihren Einrichtungen wie Mensen oder Kantinen und in ihren Nahrungsmitteln wünschen.

Foto: jc Garcia, pixabay

Gentechnik in der Landwirtschaft – wo liegt das Problem?

Gentechnik wird seit Jahren in der Medizin und in der Biotechnologie z.B. zur Erzeugung von Enzymen, Vitaminen, Hefen etc. eingesetzt. Dabei handelt es sich jeweils um geschlossene Systeme, in denen die gentechnisch veränderten Mikroorganismen nicht in die Umwelt freigesetzt werden.

Kennzeichungspflicht für alle gentechnisch veränderten Pflanzen!

Bei der so genannten Agro-Gentechnik wurden dagegen artfremde Gene in das Erbgut von Nutzpflanzen eingebaut und diese in der freien Natur ausgepflanzt. Durch Pollenflug, Verunreinigungen in Transportbehältern etc. können sich diese Pflanzen verbreiten. Eine Koexistenz von konventionellen und gentechnisch veränderten Pflanzen funktioniert deshalb nicht. Auskreuzungen sind nie mehr rückholbar.

Neuere Methoden arbeiten mit der sogenannten Genschere. Sie fügen keine artfremden Gene ein, sondern verändern relativ gezielt die vorhandenen Gene der Pflanze. Allerdings kann auch hier nicht ausgeschlossen werden, dass sich dabei auch unbeabsichtigte Veränderungen an anderen Stellen im Erbgut ereignen. Deshalb halten wir auch bei den so entstandenen Pflanzen eine strenge Kontrolle und Kennzeichnung als "gentechnisch verändert" für unverzichtbar. Nur so bleibt die Wahlfreiheit für Anbauende und für die Verbraucher*innen erhalten.

Gentechnik fördert Abhängigkeit

Heute Genmais – morgen Rattoffel?

Gentechnikfirmen erwerben Patente und verlangen wesentlich höhere Preise für ihr Saatgut. Der Landwirt darf die eigene Ernte nicht mehr zur Anpflanzung im nächsten Jahr verwenden. Ein einziger Konzern kontrolliert inzwischen etwa 90% des gesamten Saatguthandels.

Risiken nicht ausreichend erforscht

Die Forschung über Gentechnik wird zu 95% von den Gentechnik-Konzernen finanziert und damit kontrolliert, so dass unabhängige Untersuchungen zu den Risiken der Gentechnik praktisch komplett fehlen. Erfahrungen zeigen aber, dass die Pflanzen durch gentechnische Eingriffe häufig unerwartete neue Eigenschaften ausbilden und auch das Fleisch von Tieren durch Fütterung mit GVOs verändert wird.

Falsche Versprechungen

Die bisher zum Anbau zugelassenen GVOs sollen angeblich den Einsatz von Agrochemikalien reduzieren oder höhere Erträge bringen. Diese positiven Effekte sind aber bisher nicht nachgewiesen. Die benötigte Menge an Herbiziden geht durch Resistenzbildung meist nach wenigen Jahren so stark in die Höhe, dass mehr als je zuvor eingesetzt werden muss.

Gentechnikfreie Lebensmittel – Wahlfreiheit für die VerbraucherInnen

Durch gezielten Anbau oder unbeabsichtigte Verbreitung gentechnisch veränderter Organismen ist in vielen Ländern z.B. auf dem amerikanischen Kontinent eine gentechnikfreie Ernährung kaum mehr möglich. In Deutschland ist die Anbaufläche von GVOs dagegen noch relativ gering. Eine „Gentechnikfreie Ortenau“ kann dazu beitragen, diese Wahlfreiheit zu erhalten. Davon profitieren sowohl die Landwirte der Region, da eine gentechnikfreie Produktion zunehmend ein Qualitätsmerkmal darstellt, als auch die Verbraucher, für die ein reichhaltiges Angebot an gentechnik-freien Lebensmitteln erhalten bleibt.

► Hier erhalten Sie Empfehlungen für den Einkauf von regionalen und gentechnikfreien Produkten zum Download

Werden Sie aktiv:

Die „Gentechnikfreie Ortenau“ braucht Ihre Unterstützung! Bitte unterzeichnen Sie eine entsprechende Selbstverpflichtungserklärung und dokumentieren Sie so Ihren politischen Willen. Stärken Sie die gentechnikfreie Landwirtschaft in der Region durch ihren bewussten Einkauf.

Das Aktionsbündnis (hier mit neuen Aktiven, Vertetern des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter Ortenau) trifft sich etwa einmal im Monat. Weitere Mitarbeiter im Aktionsbündnis sind jederzeit willkommen.

Jährliches Pflanzen- und Samentauschfest: Samenfeste Sortenvielfalt sichern!

Die biologische Vielfalt ist nicht nur im Hinblick auf Insekten oder wildwachsende Pflanzenarten wichtig, sie spielt auch bei den Nutztierrassen und Nutzpflanzen eine wichtige Rolle. Denn zum erfolgreichen Anbau auf verschiedenen Standorten, bei unterschied-lichen klimatischen Bedingungen und wechselndem Schädlingsdruck braucht es auch eine große Vielfalt bei den Obst-, Gemüse- oder Getreidepflanzensorten. Gerade auch im Hinblick auf die Erderwärmung und die drastischen Änderungen der Temperatur- und Niederschlags-verteilung ist es wichtig, auf eine große Auswahl verschiedener Varianten zurückgreifen zu können. Die großen Saatgut-Konzerne bringen dagegen meist nur einige wenige Sorten in Umlauf, die bei entsprechender Düngung und Behandlung mit Pestiziden optisch besonders schön werden und sich für Transport und Lagerung eignen.

Hobbygärtner*innen können mit der Nachzucht samenfester Sorten im eigenen Garten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Ernährungssicherheit und Unabhängigkeit von großen Saatgut-Konzernen leisten. Dies ist zumindest bei manchen Arten weniger schwierig als man denken mag. Samenfester Feldsalat kann z.B. einfach dadurch weiter vermehrt werden, dass man im Frühling einige Pflanzen im Garten stehen lässt, bis sie blühen und die Samen reif werden, die sich dann selbst aussäen. Auch samenfeste Tomaten oder Paprika lassen sich aus den Kernen weiter vermehren.

Jährliches Pflanzen- und Samentauschfest

Unser jährlich am letzten Samstag im April in Kooperation mit dem Aktionsbündnis "Gentechnikfreie Ortenau" und dem Haslacher Kiebitz e.V. stattfindendes Pflanzen- und Samentauschfest auf dem demeter-Hof Reber in Unterentersbach bietet die Gelegenheit, Ableger, Stauden, selbst gewonnenes Saatgut und Jungpflanzen aus dem eigenen Garten mitzubringen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Für viele ist der Tag bereits ein fester Termin in ihrem Gartenkalender, um ihr Pflanzensortiment zu erweitern, Neues kennenzulernen und ihre liebgewordenen Pflanzen, die zu groß oder zu viele geworden sind, in gute Hände weiterzugeben.

Auch auf verschiedenen Wochenmärkten in der Ortenau werden Ende April/Anfang Mai Pflanzentauschaktionen durchgeführt.

Bezugsquellen für samenfeste Sorten

Verschiedene Initiativen und Privatpersonen bemühen sich um den Erhalt von altbewährten Gemüse-, Getreide- oder Hülsenfrüchte-Sorten, aus denen man selbst immer wieder Samen ziehen und die man somit weitervermehren kann. Einige Saatguthersteller haben sich auf anerkannte, samenfeste Sorten spezialisiert. Die Bingenheimer Saatgut AG beispielsweise erlaubt den Nachbau ihrer Pflanzen grundsätzlich immer für den privaten Gebrauch. Alle Sorten mit der Bezeichnung „Kultursaat e.V.“ (und evtl. weitere auf Nachfrage) dürfen sogar gewerblich genutzt werden.

Eine regionale Bezugsquelle und das aktuelle Angebot finden Sie hier in der Übersicht "KÄPSELEFOODZ – SAATEN 2023"

Koordination und Information:

Selbstverpflichtungserklärungen für Landwirte, Körperschaften sowie Privatpersonen sind bei folgenden Adressen erhältlich und können nach Unterzeichnung dorthin gesendet werden. Auf Wunsch erhalten Sie außerdem weitere Auskünfte über die „Gentechnikfreie Ortenau“ über die Risiken der Gentechnik allgemein und Adressen zum Bezug ökologischer Lebensmittel:

BUND-Umweltzentrum Ortenau
Hauptstraße 21, 77652 Offenburg
Tel. 0781/25484, Fax 03212/2548401
E-Mail: BUND.Umweltzentrum-Ortenau(at)bund.net
Internet: www.bund.net/uz-ortenau

Kiebitz e.V. Naturkost & mehr in Haslach im Kinzigtal
Am Schafsteg 3, 77716 Haslach
Tel: 07832-4397, Fax: 07832-976224
Email: kiebitz.e.v.-haslach(at)t-online.de
Internet: www.kiebitz-haslach.de

Aktueller Stand der Aktion vom 1.01.2022:

» 32 Beitrittserklärungen von Vereinen / Verbänden und Einzelpersonen
» 50 Selbstverpflichtungserklärungen von Landwirten, entsprechend 1271 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche
» 3054 Unterschriften von Verbrauchern
» Gentechnikfreie Kommunen: Achern-Mösbach, Appenweier, Berghaupten, Fischerbach, Friesenheim, Gutach, Haslach, Hofstetten, Kehl, Lahr, Mühlenbach, Oberkirch, Offenburg, Steinach, ohne Verpflichtung, aber mit Empfehlung im Pachtvertrag auch Hausach und Wolfach.

BUND-Bestellkorb